Chronik
Fröhlich sein, ausgelassen sein, mal die Sorgen vergessen können.So denken wir über den Karneval.
Doch, was ist das eigentlich „Karneval“? Alte Bücher sagen in Latein: Fleisch lebe wohl. Doch heißt es einmal richtig ausgelassen feiern, denn danach kommt die Fastenzeit bis Ostern. So war das schon im Mittelalter. Wenn die heutige Lebensweise auch eine andere geworden ist, so ist doch die Lust auf Ausgelassenheit und Frohsinn geblieben.
Wie war das nun in Hössig? Man schrieb das Jahr 1955 – der 2. Weltkrieg war 10 Jahre vorbei. Das Leben normalisierte sich wieder, jeder hatte Arbeit, die Lebensmittelkarten wurden langsam abgeschafft, die Läden wurden voller. Es wurde im Ganzen besser. Doch da war noch eins! Die Menschen sehnten sich nach Freude, Tanz und Geselligkeit. So kam es, dass fast alle 14 Tage ein Tanzvergnügen war. Im Ort gab es zwei Theatergruppen, oftmals kam ein kleiner Zirkus, so auch „Erdmanns bunte Bühne“ Magdeburg. Im Februar waren Kostüme- und Maskenbälle. Ja, man hört jetzt aufmerksam im Radio die Sendungen vom rheinischen Karneval, die Schunkellieder, die Büttenreden, die großen Umzüge und die Begeisterung. Jetzt keimte auch in Hörsingen der Gedanke: Man müsste doch auch hier so etwas fertig kriegen! Eine Handvoll Leute erstellen eine Liste und luden viele Einwohner ein, zwecks Gründung eine Karnevalsgruppe.Der Tag kam näher und siehe da, die Gasstätte war übervoll, der Gedanke war auf fruchtbaren Boden gefallen. Nachdem die Vorstellung vom Karneval in Hörsingen klargelegt waren, schwappte die Begeisterung über: Man könne doch gleich heute Abend Prinz und Prinzessin wählen und das Fest könne beginnen!Durch Zuruf wurden Erich Krause der Prinz und Irma Matthäus die Prinzessin. Musik musste die damalige Jugendkapelle machen (O. Scherenberg, Ilse Buseter, W. Braumann, Wilh. Thielecke, H. Helmke, O. Müller). Die Stimmung war bombig. Dem Gastwirt wurde bange, gegen Mitternacht wurde das Bier alle, von Eschenrode wurden zwei Fass geborgt. Erst gegen Morgen lichteten sich die Reihen. Das war auf Anhieb ein Volltreffer und aus dem Nichts entstanden!
Man war sich einig: Nächstes Jahr wird auf dem Saal gefeiert – aber richtig!